Die Schweizer Berufsbildung gilt international als Erfolgsmodell. Die duale Bildung, also die Kombination von schulischer Bildung und beruflicher Praxis, sowohl in der Grundbildung als auch in der Höheren Berufsbildung, stellen insbesondere in der ICT die wichtigste Säule der Versorgung der Wirtschaft mit Fachkräften dar.
Zwei Drittel aller Jugendlichen entscheiden sich hierzulande für eine berufliche Grundbildung, um sich auf ihren Eintritt in den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Der berufsbildende Weg bietet Karriereperspektiven und verschiedene Möglichkeiten zur Höherqualifizierung. Um in Zukunft gleichermassen attraktiv zu bleiben, muss die Berufsbildung Trends im Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft aufnehmen und möglichst optimale Rahmenbedingungen bieten. Dabei muss sie sowohl auf die aktuellen Bedürfnisse der Wirtschaft wie auch auf die Bedürfnisse ihrer Absolventen ausgerichtet sein.
Typischerweise wird im Anschluss an die Berufslehre und einige Jahre Praxiserfahrung ein nächster Schritt der dualen Bildung, also der Kombination von beruflicher Praxisarbeit und Bildungsmassnahmen, absolviert: Dies wird als höhere Berufsbildung bezeichnet.
Die höhere Berufsbildung ist auf der Tertiärstufe angesiedelt. Sie bietet Ausbildungsgänge an für anspruchsvolle berufliche Tätigkeitsbereiche und Führungsfunktionen und dient der Kaderausbildung und der Spezialisierung von Berufsleuten.
Zur höheren Berufsbildung gehören Ausbildungsgänge
- der höheren Fachschulen
- sowie die eidgenössischen Berufsprüfungen und die eidgenössischen höheren Fachprüfungen.
Die höhere Berufsbildung ist eine Schweizer Besonderheit. Ihre Ausbildungen und Abschlüsse sind im Ausland – in Ländern ohne duales Berufsbildungssystem – weniger bekannt, da in vielen Ländern entsprechende Ausbildungen an Hochschulen absolviert werden. Um die höhere Berufsbildung zu stärken, hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) zusammen mit den Verbundpartnern der Berufsbildung englische Titelbezeichnungen für die Abschlüsse der höheren Berufsbildung erarbeitet. Zudem können die Trägerschaften der Bildungsabschlüsse eine Einstufung der Kompetenzen nach dem europäischen Qualifikationsraster vornehmen und so die internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse sicherstellen.
Die höheren Fachschulen vermitteln den Absolvierenden die Kompetenzen, in ihrem Bereich selbstständig Fach- und Führungsverantwortung zu übernehmen. Die Bildungsgänge und Nachdiplomstudien sind praxisorientiert und fördern insbesondere die Fähigkeit zu methodischem und vernetztem Denken. Zudem bieten sie weiterführende Qualifikationen für die Analyse von berufsbezogenen Aufgabenstellungen und zur praktischen Umsetzung der erworbenen Kenntnisse an.
Die eidgenössischen Berufsprüfungen (BP) und die höheren Fachprüfungen (HFP) richten sich an Berufsleute mit mehrjährigen Berufserfahrungen, die ihre Kenntnisse vertiefen oder sich auf eine Führungsfunktion vorbereiten möchten. Die höheren eidgenössischen Fachprüfungen – im gewerblich-industriellen Bereich auch Meisterprüfungen genannt – verlangen höhere Anforderungen als die Berufsprüfungen.
Inhaltsverzeichnis
Kaum Arbeitslosigkeit
Eine Auswertung des Bundesamtes für Statistik zeigt, dass Berufsleute mit einer abgeschlossenen Höheren Berufsbildung im Vergleich mit anderen Bildungswegen die tiefste Quote an Arbeitslosigkeit aufweisen. Diese Tatsache ist dem Umstand geschuldet, dass die Abschlüsse auf die konkreten Bedürfnisse der Wirtschaft, also der Arbeitgebenden, ausgerichtet sind. Zudem stellt der parallele Verlauf von Bildungsmassnahmen und praktischer Berufstätigkeit die stete Synergienutzung sicher. Die Wirtschaftsverbände stellen als Organisationen der Arbeitswelt (OdA) zudem die Trägerschaften für Rahmenlehrpläne und Prüfungsorganisationen.
Für einmal gilt: Je weniger hoch die Säule, umso besser die Situation. (Abbildung).
Berufsfeld der Informationstechnologie
Die berufliche Grundbildung im Berufsfeld der ICT umfasst die eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse (EFZ) als Informatiker/in, Mediamatiker/in oder ICT-Fachfrau bzw. ICT-Fachmann. Wer einen Beruf in der Informatik ergreift, wird spannende Aufgaben übernehmen, mit Fachleuten aus verschiedenen Gebieten zusammenarbeiten und im Team neue Lösungen entwickeln. Eine Ausbildung in der Informatik und Mediamatik ist ein Sprungbrett in eine erfolgreiche und vielseitige Berufswelt mit vielen Karrierechancen.
Den Zugang zur Höheren Berufsbildung der Informatik und Wirtschaftsinformatik finden typischerweise auch sehr viele Fachleute mit einer Grundbildung (Lehre) in einem anderen Berufsfeld wie Kaufleute, Elektro-Berufe, Logistikfachleute etc. oder einer Fachmittelschule, bzw. einem gymnasialen Maturitätsabschluss. Der nachgewiesene ausgeprägte uns sich noch verstärkende Fachkräftemangel eröffnet gerade auch für Quereinsteiger/innen ausgezeichnete Perspektiven. Fachkräfte der ICT arbeiten mehrheitlich nicht in der eigentlichen ICT-Industrie, sondern erfüllen ihre Aufgaben «draussen» in allen Branchen, auf der Seite der ICT-nutzenden Betriebe. Sie stellen dabei in Kleinst- bis Grossbetrieben die Versorgung der Prozesse und Aufgabenträger mit Information und Technologie sicher, gestalten die Digitalisierung und unterstützen Anwenderinnen und Anwender.
Folgende Abschlüsse sind möglich:
Berufsprüfung – eidgenössischer Fachausweis
- ICT-Applikationsentwickler/in
- ICT-System- und Netzwerktechniker/in
- Wirtschaftsinformatiker/in
- Mediamatiker/in
- Cyber Security Specialist
Höhere Fachprüfung – eidgenössisches Diplom
- ICT-Manager/in
- ICT-Security Expert
Höhere Fachschulen
- Techniker/in/Informatik
- Wirtschaftsinformatiker/in
Höhere Fachschule für Wirtschaftsinformatik
Dipl. Wirtschaftsinformatiker/-innen HF gehen anspruchsvolle Praxissituationen zur Nutzung von Informationstechnologie aus einer betriebswirtschaftlich abgestützten Sicht an und kommunizieren mit den relevanten internen und externen Anspruchsgruppen. Sie analysieren Prozesse und Strukturen, identifizieren Anforderungen und führen diese einer praxisfähigen Lösung zu. Dadurch schaffen sie ganzheitliche soziale und wirtschaftliche Ergebnisse für Wirtschaft, Verwaltung und Private.
Sie führen in Linie oder Projekten Teams, koordinieren, unterstützen und motivieren die an den Prozessen Beteiligten zur Erreichung der Unternehmens- und Projektziele.
VIW Wirtschaftsinformatik Schweiz präsidiert die Trägerschaft des Rahmenlehrplans der Höheren Fachschule Wirtschaftsinformatik und gestaltet somit die durch Diplomierte zu bewältigenden Arbeitssituationen und die erforderlichen Kompetenzen massgeblich mit. Die Höhere Fachschule für Wirtschaftsinformatik wird jährlich von mehr 300 Studierenden erfolgreich absolviert und von verschiedenen Bildungspartnern angeboten. Ein Treffpunkt der Studenten und Arbeitgeber ist die vom VIW organisiert WI Jobfair.
Lehrbetriebe gesucht
Der zunehmende ICT-Fachkräftemangel gefährdet den Wirtschaftsstandort Schweiz. Abhilfe schafft ein starkes Engagement in der beruflichen Grundbildung, der Zubringerin für die höhere Berufsbildung und die Fachhochschulen.
In der Schweiz arbeiten derzeit ca. 200’000 ICT-Fachleute, zwei Drittel von ihnen ausserhalb der eigentlichen ICT-Branche in Banken, Versicherungen, Industrieunternehmen, der öffentlichen Verwaltung etc. Bis ins Jahr 2026 werden 88’500 zusätzliche Fachkräfte benötigt. Die trendfortgeschriebene Zuwanderung und die Neuabsolventen vermögen ca. 54 Prozent dieses Bedarfs zu decken. Entsprechend müssten bis 2026 somit 40’300 zusätzliche ICT-Fachkräfte ausgebildet werden. Auf allen Stufen benötigen wir mehr Nachwuchs, insbesondere Absolventen und Absolventinnen der dualen Berufsbildung.
Damit Sie Lernende ausbilden können, müssen Sie lediglich die folgenden drei Voraussetzungen erfüllen:
- Die Motivation für eine gute Sache aufbringen.
- Die Ausbildungsbewilligung bei der Erziehungsdirektion Ihres jeweiligen Kantons einholen.
- Den Kurs für Berufsbildner/innen (fünf Tage) besuchen, sofern ihn nicht schon jemand in Ihrem Betrieb absolviert hat.
(Quelle: ICT-Berufsbildung, Schweiz)
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